Konflikte erkennen und lösen

Konflikte sind natürlich und unvermeidbar. Wo Menschen miteinander kommunizieren, prallen unterschiedliche Charaktere, Meinungen und Bedürfnisse aufeinander, es kommt zu Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen, Verhandlungen, Missverständnissen und Streitereien. 

Sie gehören zu unserem Alltag und sind wichtige Bausteine der persönlichen Kommunikation, Entwicklung und des erfahrungsbasierten Lernens. Und dennoch sind sie anstrengend, beeinflussen uns, belasten uns.

Souveränes Konfliktmanagement für konstruktive Lösungen

Damit solche Konflikte nicht eskalieren sondern konstruktiv verlaufen, gibt es das Konfliktmanagement. Konfliktmanagement bezeichnet die Feststellung, Steuerung und Regelung von Konflikten durch spezifische Handhabungsformen wie Verhandlungen, Schlichtungen oder Vermittlungen. 

Über individuelle Maßnahmen und Methoden werden bestehende Konflikte entschärft sowie in einen konstruktiven Dialog umgewandelt um gegenseitiges Verständnis zu erzeugen und stabile Lösungen und Kompromisse zu entwickeln.

Neben der Bewältigung von bestehenden Konflikten und der proaktiven Lösung notwendiger Konflikte steht die systematische Auseinandersetzung mit den Auslösern und Ursachen des Konfliktes mit im Vordergrund.

Ist der Konflikt notwendig oder kann der weg?

Überflüssige Konflikte werden so verhindert und zukünftige nötige Konflikte bereits im Vorhinein in ihrer Stärke gemindert. 

Konfliktsituationen sind immer auch Spannungssituation, an der zwei oder mehr Personen beteiligt sind. Die Beteiligten sind von einander abhängig und versuchen unvereinbare Pläne zu verwirklichen. Dabei sind sie sich ihrer divergierenden Standpunkte bewusst. Die Grundlage eines Konflikts ist also der Zusammenprall verschiedener sich widersprechender Potenzen.

Erst wenn diese sich gegenseitig massiv behindern oder sich unmöglich machen, wird aus dieser Situation ein Konflikt. Gehen wir mit Konflikten sinnvoll um, sind wir konfliktfähig und können diese lösen. Um den Konflikt zu erkennen und diesen effektiv und angemessen zu handeln, ist es elementar zu wissen, auf welcher Ebene sich der Konflikt abspielt. Werden die Konfliktsignale zudem rechtzeitig erkannt, kann der Konflikt rechtzeitig eingeschätzt und bewältigt werden.

Jeder Konflikt bietet auch die Chance zur positiven Veränderung und neue Beziehungsqualitäten. 

Es gibt unterschiedliche Ursachen für Konflikte und damit auch unterschiedliche Konfliktarten:

1. Beziehungskonflikte entstehen, wenn eine Partei die andere verletzt, missachtet oder herab würdigt: eine rein sachliche Differenz wird personifiziert und eskaliert. Antipathien entstehen und erschweren jeden Kontakt. Abneigung, Misstrauen, Vorurteile und bedrohte Selbstwertgefühle sind die Folge.

Strategien des Konfliktmanagements:

  • Pflegen einer Atmosphäre von Vertrauen, Offenheit und Fairness. 
  • Präzise und explizite Kompetenzvergabe sowie schriftlich fixierte Entscheidungs- und Tätigkeitsbefugnisse ohne Raum für Interpretationen im Sinne persönlicher Interessen.
  • Ungeeignete und destabilisierende Entwicklungen aufmerksam und frühzeitig erkennen und zurückweisen.

2. Kommunikationskonflikte entstehen dadurch, dass wir auf unterschiedlichen Ebenen kommunizieren. Missverständnisse, hervorgehend aus Interpretationen von Mimik, Gestik, Tonlage oder Sprache, eskalieren schnell zu Kommunikationskonflikten. 

Strategien des Konfliktmanagements:

  • Stimmige Körpersprache und Wortwahl
  • direkte Ansprache mit präzisen Formulierungen und wertschätzenden Botschaften
  • Aufmerksames Zuhören

3. Beurteilungskonflikte entstehen auf organisatorischer Ebenen, wenn sich beispielsweise Widerstände bilden, weil zu wenig Informationen und Mitwirkungsmöglichkeiten vermittelt wurden. Unterschiedliche Informationen, Erfahrungen und Methoden divergieren. Zwar herrscht Einigkeit über das Ziel, nicht aber über den Weg, wie dieses erreicht werden soll. 

Strategien des Konfliktmanagements:

  • regelmäßig und rechtzeitig über Entscheidungen informieren 
  • Ausreichende Informationen geben und Querinformationen beachten 
  • Involvierte zu Rate ziehen 

4. Rollenkonflikte entstehen, da jeder in seinem Alltag verschiedene Rollen einnimmt, an die ausgesprochen und unausgesprochen Erwartungen gerichtet werden. Unterscheiden diese sich vom eigenen Rollenempfinden, kommt es zu Konflikten. 

Strategien des Konfliktmanagements: 

  • Vereinbarkeit von Erwartungen mit den verschiedenen Rollen einer Person und mit deren persönlichen Interessen und Bedürfnissen 
  • Eindeutige Definition der Erwartungen 
  • Bereitstellung der Mittel für die Erfüllung der Erwartungen 

5. Sachkonflikte entstehen über unterschiedliche, auf den ersten Blick unvereinbar erscheinende Meinungen oder Vorstellungen über eine Sache, ein Ziel oder Lösungen. Herrschen auf der Beziehungsebene keine Spannungen, können diese Streitgespräche ohne weitergehende Konflikte ausgetragen werden. 

Strategien des Konfliktmanagements:

  •  Gegenseitiger Perspektivwechsel 
  • Systemische Herangehensweise und Etablierung von Konfliktregelungsmechanismen 

6. Wertkonflikte treten bei unterschiedlichen Auffassungen auf, die mit persönlichen Werten in Widerspruch geraten. Dies können unterschiedliche religiöse, politische oder soziale Werte sein, ebenso wie moralisch-ethische Vorstellungen. 

Strategien des Konfliktmanagements:

  • Offen und im Einklang mit den persönlichen Werten agieren und kommunizieren 
  • Auf Unterschiede hinweisen, diese verstehen und akzeptieren
  • Raum für Verständnis Toleranz schaffen 

7. Machtkonflikte entstehen, wenn die Machtverteilung als ungleich empfunden wird oder Kompetenzen und Positionen an Einfluss einbüßen.

Strategien des Konfliktmanagements:

  • Offene Kommunikation und transparente Entscheidungen
  • Gelebte Gerechtigkeitskultur

Den Ausbruch verhindern

In allen latenten Konfliktphasen jedes Konfliktes können wir dazu beitragen, dass Konflikte nicht ausbrechen. 

Indem wir präventive Rahmenbedingungen als gute Grundlage schaffen: 

  • klare Regeln 
  • offen und auf Augenhöhe miteinander kommunizieren 
  • angemessen kritisieren und loben
  • fair miteinander umgehen
  • Entscheidungen erklären und begründen
  • Sachinteressen über Eigennutz stellen
  • Lernbereitschaft zeigen
  • angemessenes Ambiente
  • humorvoller Umgang miteinander
  • Freundlichkeit als vorgelebte Grundstimmung 
  • Freiräume schaffen, damit mögliche Konfliktparteien das Konfliktfeld ohne Gesichtsverlust verlassen können

Wer, Wieso, Wie

Wie ein Konflikt entsteht und ausgeht, hängt ebenso davon ab, welche Konfliktpersönlichkeiten beteiligt sind. 

Aufgrund unterschiedlicher Einstellungen lassen sich vier Konfliktpersönlichkeiten unterscheiden:

1.    Der Gewinner: Gewinn und Wettbewerb zählen, der anderen Partei kann Schaden zugefügt werden, wenn es für den Gewinn unerlässlich ist.

2.    Der Wohlwollende: Der Gegenüber wird positiv betrachtet, es ist wichtig, dass alle Interessen berücksichtigt werden.

3.    Der Faire: Fairplay und Gerechtigkeit stehen an erster Stelle, alle sollen gleich behandelt werden.

4.    Der Individualist: Der eigene Vorteil steht im Vordergrund und das eigene Ego an erster Stelle.

Um Konflikte entsprechend der Konfliktpersönlichkeiten und des Konflikttyps zu lösen, werden Konfliktgespräche eingesetzt. Innerhalb dieser Konfliktgespräche gelten folgende Grundregeln, die einen positiven Gesprächsverlauf und eine gemeinsame Lösungsfindung vereinfachen:

  • Sachlichkeit: Kommuniziert wird auf einer ruhigen und sachlichen Ebene, bei der jeder souverän agiert
  • Wertschätzung: Die jeweiligen Standpunkte werden respektvoll angehört, zugelassen verstanden. Jeder kann ausreden und zeigt Verständnis und Interesse daran, die individuellen Beweggründe zu verstehen und zu respektieren.
  • Gemeinsamkeiten: Fokussierung auf Verbindendes um Gemeinsamkeiten als Basis für eine Lösung zu finden. 
  • Kompromissbereitschaft: Um den Konflikt zu deeskalieren signalisiert jeder den Willen zu einer langfristigen gemeinsamen Lösung und Kompromissfindung.

Die Phasen der Konflikts

Werden diese Grundregeln befolgt, verläuft das Konfliktgespräch in den 5 typischen Konfliktphasen:

1.    In der Auftaktphase geht es darum eine positive Atmosphäre zu schaffen, in der die Parteien in sachlichen Kontakt miteinander gehen können. 

2.    In der Aufmerksamkeitsphase stellen die Parteien den Konflikt auf sachlicher Ebene dar um Konfliktsymptome zu identifizieren und zu analysieren, die jeweiligen Emotionen vorwurfsfrei darzulegen und an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten. 

3.    In der Dialogphase entsteht eine Kommunikation, des gegenseitigen Verständnisses, in der Gemeinsamkeiten und Differenzen der Positionen identifiziert und akzeptiert werden. 

4.    In der Lösungsphase werden Lösungen für jeden einzelnen Streitpunkt nach folgenden Kriterien gesucht: 

  • Was wäre eine faire Lösung?
  • Welche der Vorschläge wären umsetzbar?
  • Welche der Lösungen sind akzeptabel?

5.    In der Abschlussphase werden die gemeinsam akzeptierten Lösungsvorschläge wiederholt, geprüft und beschlossen.

Loslassen durch Lösen

Am Ende des erfolgreichen Konfliktgesprächs steht die Lösung. 

Dabei gibt es verschiedenen Szenarien, in der sich die jeweiligen Parteien wiederfinden können:

  • Win-Win-Situation: Über konstruktive Diskussionen werden gemeinsame Lösungen gefunden, denen alle zustimmen können und mit denen alle zufrieden sind.
  • Kompromiss: beide Parteien machen Abstriche, wobei die wichtigsten Aspekte jeweils berücksichtigt werden und keine Seite benachteiligt wird, jede Seite geht zufrieden aus dem Konflikt. 
  • Lose-Lose-Situation: die Bedürfnisse und Ansichten werden in keiner Weise nicht berücksichtigt, die Parteien gehen jeweils unzufrieden aus dem Konflikt.
  • Win-Lose-Situation: die Bedürfnisse und Ansichten nur einer Partei werden berücksichtigt, diese Ungleichheit führt zu Resignation und Verhärtung auf mindestens einer der Seiten.

Sind Sie bereit?

Damit das oben beschriebene Konfliktmanagement effektiv und erfolgreich ist, müssen die Parteien jeweils bereit sein, die Situation konstruktiv und deeskalierend anzugehen.

Nur wenn wir kommunikation- und konfliktfähig sind und Konflikte ausgetragen wenn notwendig, kann unser Konfliktmanagement greifen und positive Veränderungen bewirken. 

Dann wirken präventive und lösende Konfliktstrategien.

© by Verena Arps-Roelle & Sebastian Arps

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