Sprechen ohne Worte

Was wir mit unserer Mimik (und Körpersprache) ausdrücken, sagt viel über uns aus. 

Manchmal mehr, als wir möchten. Und manchmal anders als wir es beabsichtigt haben.

Denn nicht nur das, was wir inhaltlich sagen, sondern auch das, was wir nonverbal sagen, beeinflusst, wie unser Gegenüber uns wahrnimmt. Und andersherum.

Unsere Kommunikation findet zu einem großen Teil nonverbal statt. Unser Körper sendet unablässig Signale, auf die wir und unser Gegenüber reagieren. Dabei spielen das Gesicht und die Mimik eine elementare Rolle:

  1. Unsere Mimik umfasst die unterschiedlichen Bewegungen der Gesichtsmuskulatur, welche allein dem Ausdruck der persönlichen Emotionen dienen und somit der nonverbalen Kommunikation. Daher ist Mimik ein wichtiger Aspekt in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen.
  2. Die Gesichtsmuskulatur ist direkt mit dem limbischen System, dem Emotionszentrum, verbunden. Oftmals fühlen wir uns in Gesprächen sicherer und wohler, wenn wir unserem gegenüber ins Gesicht sehen können. Es fällt uns dann leichter, dessen Emotionen zu beurteilen, seine Absichten einzuschätzen und das Gesagte einzuordnen. Sehen wir unserem Gegenüber dabei konsequent in die Augen, fällt diese Einschätzung uns wieder schwerer, da wir einen Großteil der Mimik, welche über Mund, Wangen und Stirn abläuft, nicht mit einbeziehen können. Dabei deckt unsere Mimik das gesamte Spektrum menschlicher Gefühle ab und ist in der Lage, diese präzise wiederzugeben. Sie überträgt unsere Emotionen, spiegelt was wir empfinden und wie wir zu dem Gesagten stehen – beides Signale, die unser Gegenüber aufnimmt und verarbeitet.

Mimik gleich Gestik?

Im Gegensatz zu unserer Mimik ist unsere Gestik leichter zu kontrollieren und kann daher bewusster eingesetzt werden.

Fehlt die Möglichkeit, Mimik gezielt und ganzheitlich einzusetzen, bspw. wie beim Tragen eines Mundschutzes, ist es elementar, verstärkt die sichtbare Mimik der Stirn und Augen einzubeziehen sowie eine deutliche Gestik, präzise Sprache und Stimmlage.

Auch wenn wir mimisch versuchen unsere wahren Gedanken und Gefühle zu verbergen oder abzuschwächen, gelingt uns das nur zu einem gewissen Teil. Denn die Mikroexpressionen, flüchtige Gesichtsausdrücke die nur einen Bruchteil einer Sekunde sichtbar sind, übertragen dennoch unsere wahren Emotionen und Standpunkte. Auch wenn wir vorsätzlich oder unbewusst ein Gefühl zu verbergen suchen.

Da unser limbisches System Informationen schneller verarbeitet als unser Großhirn, übernimmt es die Steuerung der eigenen Gefühle in diesem Moment. Die wahren Emotionen spiegeln sich unkontrollierbar. Erst wenn auch das Großhirn die Informationen verarbeitet hat, kann eine bewusste Maske aufgesetzt werden.

Inhalt und Wirkung 

Der Inhalt unserer Aussagen und unsere erfolgreiche Wirkung leben also von unserer authentischen Mimik als Teil der Körpersprache und Gestik. 

Eine bewusste und stimmige Kontrolle der Mimik unterstützt unsere Argumente und hat einen großen Einfluss auf unsere Wirkung. Beherrschen wir unsere Mimik, können wir sie als unterstützendes Element in unsere Selbstdarstellung einbauen und positiv nutzen. Es lohnt sich also, unsere Gesichtsmuskulatur und Mimik zu trainieren, um auf Impulse besser reagieren zu können. Allerdings bedeutet dies nicht, die eigene Mimik zwanghaft zu steuern und kontrollieren zu wollen.

Um unsere Mimik bewusst und authentisch einzusetzen, ist es elementar, dass wir uns nicht verbiegen und uns von unserer Persönlichkeit distanzieren. 

Wir müssen unsere charakterlichen Eigenschaften in unsere Mimik und unsere Wirkung einbinden um eine authentische Mimik zu entwickeln.

Bereits in unsere Kindheit schauen wir verschiedene Gesichtsausdrücke von unseren Bezugspersonen ab und verknüpfen diese mit Emotionen. So lernen wir einen Großteil der Mimik in frühester Kindheit kennen. Jeder Mensch ist also in der Lage, Mimik zu deuten und Emotionen zu erkennen. Unterschiedliche Erfahrungen verfeinern unsere Aufnahme und Deutungen von mimischen Expressionen.

Bestimmte Emotionen sind überall auf der Welt in allen uns bekannten Kulturen gleich und können von jedem Menschen verstanden werden. 

Diese Fähigkeit macht ein Miteinander erst möglich. Indem wir ein feines Gespür für den inneren Zustand unserer Mitmenschen entwickeln, können wir eine friedliche Gemeinschaft schaffen und Konflikte vermeiden, sowie Gefahren frühzeitig erkennen.

Der Psychologe Paul Ekman kam in zahlreichen Studien zu dem Schluss, dass es sieben Basisemotionen gibt, die durch eine bestimmte Mimik ausgedrückt werden: 

  1. Freude: Die Stirn ist entspannt, es bilden sich Lachfältchen, die Wangen sind angehoben, die Nasenflügel auseinander gezogen, die Mundwinkel gehen nach oben
  2. Wut: Die Augenbrauen sind herunter gezogen, die Augen zusammengekniffen, die Nasenflügel stehen weit auseinander, die Lippen werden mit Druck geschlossen
  3. Angst: Die Augenbrauen gehen nach oben, die Augen sind weit aufgerissen, die Nase leicht hochgezogen, die Mundwinkel werden auseinander gezogen
  4. Ekel: Die Oberlippe ist hochgezogen, die Unterlippe schiebt sich nach vorn, es kommt zu sichtbaren Falten zwischen Nasenflügeln und Mundwinkeln, die Nase ist hochgezogen.
  5. Trauer: Die Oberlider und die Mundwinkel hängen nach unten, der Blick ist starr, die Wangen schlaff.
  6. Überraschung: Die Augen sind weit aufgerissen, die Wangen angespannt, der Mund leicht geöffnet.
  7. Verachtung: Die Oberlider hängen herunter, der Blick ist starr, die Wangen gehen leicht nach oben, nur ein Mundwinkel wird angehoben

Dabei gibt es die 3 folgenden Mimiktypen: 

  1. Makro: Normale Ausdrücke, die zwischen 0,5 und 4 Sekunden dauern. Sie werden oft wiederholt und passen mit dem Klang der Stimme und dem Inhalt zusammen.
  2. Mikro: Sehr kurze Ausdrücke, die zwischen 0,06 und 0,04 Sekunden dauern. Sie zeigen oft eine verborgene Emotion und sind das Ergebnis von Unterdrückung oder Verdrängung.
  3. Maskiert: Ein falscher Gesichtsausdruck wird erzeugt, um einen Makro zu decken.

Das Facial Action Coding System

Paul Ekman entwickelte daraufhin das Facial Action Coding System (FACS), mit dem Gesichtsausdrücke entschlüsselt und beschrieben werden können.

Das FACS beschreibt insgesamt 44 kleine Muskelbewegungen im Gesicht, welche für die Erkennung von Emotionen und der Deutung der Mimik relevant sind. Dabei ist zu beachten, wie schwierig es sein kann einen Gesichtsausdruck richtig zu lesen. Eine Muskelbewegung kann verschiedene Bedeutungen haben und die Unterschiede sind nur minimal. Die Wahrscheinlichkeit einer Fehldeutung ist dementsprechend erhöht. Um zielsicher eine isolierte Mimik anderer zu deuten, bedarf es viel Übung und einer präzisen Schulung der eigenen Wahrnehmung und mimischen Ausdrucksweise.

Ansonsten entstehen schnell problematischen Situationen: 

  • Isolierung der Mimik: Eine einzelne Geste verrät nichts. Erst wenn sich gleichartige Signale in der Mimik häufen, werden diese zum Indiz.
  • Aus dem Kontext Nehmen der Mimik: Je nach Kontext kann die Mimik etwas anderes bedeuten und sollte differenziert beurteilt werden um unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten wahrnehmen zu können.
  • Eintreten des Halo-Effekts: es kommt zu Wahrnehmungsfehlern, bei dem einzelne Eigenschaften einer Person so dominant wirken, dass sie einen alles überstrahlenden Gesamteindruck erzeugen. 

Mimik + Gestik + Körperhaltung 

Ein vollständigeres und stimmigeres Bild von uns und unserem Gegenübers ergibt sich also oftmals erst durch das Zusammenspiel von Mimik, Gestik und Körperhaltung.

Trotzdem hat die Mimik als einzeln betrachtete nonverbale Kommunikationsform einen direkten Einfluss darauf, wie wir andere Menschen wahrnehmen und wie diese uns beurteilen. Das erleben wir jeden Tag. Dabei beeinflusst die Mimik nicht nur das Verhalten und die Emotionen unserer gegenüber. Wir können unsere Mimik auch gezielt einsetzen, um unsere eigene Stimmung zu verbessern, selbstbewusster zu werden oder gelassener zu reagieren. Wie?

Indem wir Lächeln. 

Egal ob wir uns glücklich fühlen oder nicht, bei jedem Lächeln werden die selben Gesichtsmuskeln bewegt und die gleichen Signale an das Gehirn gesendet, welches daraufhin Glückshormone produziert und uns eine fröhlichere und optimistischere Stimmung versetzt. Aus dieser Situation können wir dann mit Hilfe der Mimik und deren Beeinflussung des Gehirns durch die Kraft der Emotionen gestärkt herausgehen und erfolgreicher agieren. Daher müssen wir auch auf unsere negative Mimik achten, denn: dieses Prinzip funktioniert auch gegenläufig. Ist unsere Mimik oft zweifelnd oder negativ, verfestigt sich dieser Input als grundlegende Emotion in unseren individuellen Einstellungen und beeinflusst alle Bereiche unseres Lebens.

Benutzen wir unsere Mimik bewusst authentisch, können wir einen positiven Effekt erzielen, der sich auf uns und unseren Gegenüber auswirkt. 

Für gelungene Kommunikation – auch ohne Worte. 

© by Verena Arps-Roelle & Sebastian Arps

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