Lernen mit allen Sinnen

Wir Menschen lernen unterschiedlich, je nach Lernerfahrungen, Lehrmethoden und Persönlichkeit. Diese Faktoren formen unseren Lerntypus, der je nach persönlicher Präferenz individualisiert ist.

Lernen mit allen Sinnen

Wir benutzen zum Lernen unsere Sinnesorgane, die Augen und Ohren sowie den Geruchs- und Geschmackssinn als auch unsere Muskeln. Durch die genutzten Sinnesorgane gelangen die Lerninhalte in unser Gedächtnis. Je nach Lerntyp und Ausprägung der Sinnesorgane werden Informationen unterschiedlich aufgenommen und besser oder schlechter verarbeitet. Je besser wir daher unseren Lerntyp einschätzen können und dementsprechend handeln, desto mehr Erfolg haben wir beim Lernen. 

5 Sinne geben die Richtung vor

Orientiert an den fünf menschlichen Sinnen Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten, werden in der Lernpsychologie folgende Grundtypen unterschieden.

Je nach Typ bevorzugen wir entweder den auditiven, visuellen, haptischen oder verbal-abstrakten Lernkanal:

1.   der auditive Lerntyp: die gehörten Informationen werden besonders gut verarbeitet und erinnert. Das dabei bevorzugte Sinnesorgan ist das Ohr, um sich an Inhalte erinnern zu können, muss dieser Typ bestimmte Themen gehört haben. Damit er sich auf die Informationen konzentrieren kann, ist eine ruhige Umgebung elementar.

2.   der visuelle Lerntyp: die gesehenen Informationen werden besonders gut verarbeitet und erinnert. Wissen wird am besten durch die bildliche Veranschaulichung, und alles was gelesen wird, eingeprägt. Farbiges Markieren, Skizzen, Diagramme und Mindmaps unterstützen das Lernen und Merken deutlich. 

3.   der kinästhetische / motorische Lerntyp: die Informationsverarbeitung erfolgt über Bewegung oder Berührung. Die haptische und gestalterische Orientierung dieses Typs benötigt für die Wissensaneignung idealerweise ein Modell, wahlweise Lernmaterialien zum Anfassen oder Arbeiten, die praktisch erledigt werden können. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, in Bewegung zu lernen und markante Punkte gedanklich mit bestimmten Lerninhalten zu verknüpfen.

4.   der kommunikative Lerntyp: über den Austausch mit anderen, werden Informationen verarbeitet und gespeichert. Die Inhalte müssen hierfür bereits im Vorfeld aufgeschrieben und gelesen sowie grob reflektiert worden sein. Im Gespräch mit anderen werden Unklarheiten, Missverständnisse und Impulse verinnerlicht. Dieser Typ bevorzugt das Lernen in Lerngruppen um durch das Erörtern Inhalte abzuspeichern und sich zu motivieren. 

Je mehr desto besser?

Meistens entsprechen die individuellen Lerntypen Mischformen der o.g. Typen.

Egal welchem Lerntypen wir jedoch entsprechen, es gilt:

Je mehr Sinneskanäle wir beim Lernen miteinbeziehen, desto größer ist die Wissensaneignung. 

Daher ist es elementar, verschiedene Lehr- und Lernmethoden einzusetzen, welche möglichst vielen Lerntypen und Lernkanälen gerecht werden und diese ansprechen. Konzepte, die einen flexiblen und handlungsorientierten Ansatz mit gruppendynamischen Prozessen, analog zu den unterschiedlichen Erfahrungen und Fähigkeiten der Lernenden, verfolgen, sind am erfolgreichsten.

Umso mehr Sinne dabei eingesetzt werden, umso stärker wird auch die Gedächtnisleistung des Gehirns beansprucht und gestärkt. Im Gehirn sind für jeden Lernprozess zwei unterschiedliche Bereiche zuständig: Die linke Gehirnhälfte steuert das allgemeine logische und analytische Denken. Der rechte Teil des Gehirns ist für die Sinneseindrücke zuständig. Diese Gehirnhälfte wird immer dann aktiv, wenn es um Intuition, Kreativität oder Gefühle geht. 

Beide Gehirnhälften fordern

Um erfolgreich Wissen vermitteln zu können, müssen die Inhalte so aufbereitet werden, dass idealerweise beide Gehirnhälften gleichermaßen angesprochen werden. Lernen finden also im Spannungsfeld zweier Lernachsen statt: Wie wir Dinge wahrnehmen und wie wir diese verarbeiten Wahrnehmung kann durch direktes Erleben oder Konzeptualisierung erfolgen, während die Verarbeitung zwischen Beobachten und Handeln abläuft. Je nachdem wo individuelle Schwerpunkte liegen, wird der Lerntyp definiert. 

4-MAT

4MAT (= Format), setzt sich aus den 4 Bestandteilen und der Matrix zusammen. Das Modell wurde von Bernice McCarthy auf Basis der Lernstile nach David Kolb entwickelt und ist aufgeteilt in die vier kognitiven Kanäle für Informationsverarbeitung:

  • Warum
  • Was
  • Wie
  • Wozu

Um Lernprozesse effizient und erfolgreich zu gestalten bietet sich das 4-MAT-System an, welches auf dem Lerntypenmodell basiert. Denn dieses System unterstreicht die Diversität von Menschen mit dem Ziel, dass alle Lerntypen optimal und wertfrei Wissen erwerben können. Dabei spricht es die beiden Lernachsen an und erlaubt somit eine ganzheitliche Sicht auf die verschiedenen Prozesse. Das didaktisches System des 4-MAT teilt die Lernenden in Bezug auf das Lernen in vier Grundtypen ein. Dabei vereinigt es die Struktur der vier unterschiedlichen Lerntypen mit dem Hemisphären-Modell eines zweiseitig dimensionierten Gehirns.

Um eine höchst effiziente Gestaltung von Lernprozessen sowie eine effektive Verbindung mit jedem Lernenden herzustellen.

Um den Lernerfolg zu maximieren:

1. WARUM-Typ = Philosoph, reflektiver Beobachter, der Entscheider oder Divergierer, Suche nach dem Sinn: Etwa 35 Prozent der Lernenden entsprechen diesem Typ und wollen vor allem wissen, WARUM man sich mit dem folgenden Thema beschäftigt, welche Motivation und welche Haltung sowie Werte dies beinhaltet. Dieser Lerntyp nimmt Informationen konkret auf und verarbeitet diese reflektiv, indem auch Erfahrungen integriert werden. Sie lernen durch Zuhören und Austausch, wobei sie ihrer eigenen Erfahrung vertrauen und diese aus verschiedenen Blickwinkeln heraus analysieren. Menschen dieses Lerntyps sind um Harmonie bemüht und brauchen Engagement und Beteiligung um sich optimal zu entwickeln. Sie beobachten ihr Umfeld, sind an Kultur und Menschen interessiert und reflektieren intern und extern ausgerichtet. Die besonderen Stärken dieses Lerntyps sind Innovation und Ideen, die reflektierte Arbeitsweise und seine erklärten Werte, mit denen er Harmonie und Teilhabe erzielen möchte. 

2. WAS-Typ = Wissenschaftler, abstrakter Konzeptionalisierer, der Denker oder Assimilierer, Suche nach Informationen: Etwa 20 Prozent der Lernenden entsprechen diesem Typ und möchten an erster Stelle theoretisches Wissen und die Grundlage, wie Zahlen, Daten, Fakten und die Sache an sich, aufgezeigt bekommen. Dieser Lerntyp nimmt Informationen eher abstrakt auf und verarbeitet diese reflektiv, wobei Erfahrungen in Bekanntes integriert und so verarbeitet werden. der WAS-Typ lernt durch das tiefe Durchdringen von Theorien und Ideen, wobei er auf das Wissen von Fachleuten vertraut. Menschen dieses Lerntyps brauchen viele Details und analysieren die gegebenen Informationen. Dabei bevorzugen sie klassische Lehrmodelle, in denen sie nach Perfektion und Vollkommenheit streben. Die Stärke dieses Lerntyps liegt in dem Erstellen und Differenzieren von Konzepten und Modellen und seiner durchdachten Arbeitsweise, mit der er intellektuelle Anerkennung erzielen möchte. 

3. WIE-Typ = Improvisator, aktiver Experimentierer, der Entdecker oder Konvergierer, Suche nach Handlungsanleitungen: Etwa 20 Prozent der Lernenden entsprechen diesem Typ und möchten wissen, WIE etwas praktisch funktioniert udn nach einer Demonstration am Liebsten sofort aktiv umsetzen. Dieser Lerntyp nimmt Informationen abstrakt auf und verarbeitet diese aktiv. Dabei integriert er Theorie und Praxis und lernt vor allem durch die praktische Überprüfung ihrer Theorien über den gesunden Menschenverstand. Menschen dieses Lerntyps sind eher pragmatisch und sachlich veranlagt, dabei mögen sie allerdings keine fertigen Lösungen. Sie sind direkt, experimentieren gerne, schätzen Strategien und sind Fertigkeitenorientiert. Manchmal wirken sie unpersönlich und etwas herrisch im Umgang mit Anderen. Die Stärke des WIE-Typs ist die praktische Anwendung von Ideen und seine Arbeitsweise über die Erfahrung aus erster Hand, womit er die Verbindung von Gegenwart und Zukunft erzielen möchte. 

4. WOZU-Typ oder WAS-WÄRE-WENN-Typ = Visionär, konkrete Erfahrung, der Praktiker oder Akkomodierer, Suche nach Möglichkeiten: Etwa 25 Prozent der Lernenden entsprechen diesem Typ und möchten wissen, WOZU sie das Erlernte in der Praxis einsetzen können. Dieser Lerntyp nimmt Informationen konkret auf und verarbeitet diese aktiv, er transferiert dabei das Nutzen aus dem Debriefing. Menschen mit diesem Lerntyp sind von Neuem begeistert und lieben das Entdecken. Sie mögen Veränderungen und sind sehr flexibel, anpassungsfähig, risikobereit und fühlen sich wohl im Umgang mit anderen Menschen. WOZU-Typen sind häufig Abenteurer, werden manchmal jedoch auch für manipulativ und übermäßig beharrlich gehalten. Die Stärke des Typs liegt in seinem Handeln und seiner Aktivität sowie seiner Arbeitsweise von try and error, mit der er die Umsetzung von Ideen erzielen möchte. 

Erst Warum, dann Was, Wie, Wozu

Das 4-Mat System stellt in der Lehrpraxis einen Kreislauf analog mit 4 Phasen, den Lerntypen entsprechend dar, dessen Startpunkt das passive WARUM darstellt, um dann die Quadranten WAS, WIE und WOZU nacheinander zu absolvieren.

Im didaktischen Kontext bedeutet dies, dass die passive Haltung und Begründung den Start einer Lehrsituation darstellt. Daraufhin folgt die theoretische Grundlage mit Regeln, Inhalte, Basiswissen. Im Anschluß daran erfolgt die folgt die aktive Umsetzung der erlernten Inhalte über Transferübungen, in denen das theoretisch Erlernte auf Anwendbarkeit getestet und erprobt wird. Zum Schluß wird das Erlernte in die Praxis transferiert um den Nutzen im Alltag realistisch und realisierbar aufzuzeigen. 

So unterstützen wir uns selbst und andere darin, individuell erfolgreich, effizient und mit Freude zu Lernen. 

© by Verena Arps-Roelle & Sebastian Arps

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